Ich muss eine Hand ausstrecken, damit Mama mit der flachen Hand drauftippen kann.
Da hast ’nen Taler
Geh auf den Markt
Kauf Dir ’ne Kuh
Kälbchen dazu
Kälbchen hat ’n Schwänzchen
Dideldideldänzchen
Bei dem letzten Wort kitzelt Mama meine Handfläche, die ich zu einer Grube geformt habe. Die ganze Zeit habe ich schon vor Erwartung gezittert.
Mama arbeitet unten im Kaufhaus. Sie ist bei Schreibwaren und Süßwaren. Viele Leute im Haus arbeiten im Kaufhaus. Fraugraf ist bei Schreib- und Süßwaren, Fräuleinheim ist bei Schallplatten, Herrpotschies ist bei Teppiche, Frauadloff ist bei Schmuck und Parfüm, Fraufink ist bei Wäsche. Bei Fraupotschies und Frauadloff bin ich schon zuhause gewesen, wenn Mama arbeiten muss. Der Mann von Frauadloff ist Polizist. Ganz oben wohnt Familie Schleh. Herrschleh ist unser Hausmeister. Siegfriedschleh ist Pauls Freund. Gegenüber von uns wohnt Herrsigrist, er ist Zahnarzt und hat eine Tochter, Mama sagt Prinzessin zu ihr, aber spielen dürfen wir nicht zusammen, denn ich habe Husten. Hustenbonbon sagt Herrsigrist zu mir. Manchmal schenkt er Paul Briefmarken.
Wenn ich Mama bei Schreibwaren und Süßwaren besuche, muss ich an Herrnestle vorbei. Er sitzt oben in einem Glaskasten, von wo aus er alles überblicken kann. Wenn Mama beschäftigt ist, gehe ich zu Fräuleinheim und frage, ob ich eine Kasperschallplatte hören kann. Ich setze mich an die Schallplattentheke, und Fräuleinheim gibt mir einen Telefonhörer mit einer dicken langen Strippe. Es knackt ein bisschen, und schon kommt aus dem Hörer das Kasperlied. Meine Lieblingsgeschichte ist „Kasper wird König“.
Der König muss für drei Tage verreisen, weil er seine alte Tante besuchen will, die Geburtstag hat. Bis er wiederkommt, darf Kasper auf seinem Thron sitzen, obwohl er nur Diener beim König ist. Vorher muss er ihm nur noch das Frühstück bringen, das Minna für ihn in der Küche zubereitet hat. Der König wohnt in einem Schloss mit ganz vielen Zimmern und kann sich aussuchen, ob er im grünen, im roten, im blauen, im gelben oder im weißen Zimmer frühstücken will. Zum Frühstück bekommt er von Minna Kaffee, Tee, Kakao mit Sahne, Zitronensaft mit Zucker, Haferflocken, Butter, Marmelade, Honig, Brötchen, Pumpernickel, Knäckebrot, Käse, Schinken, Leberwurst und einen Apfel. Trotzdem wundert sich der Kasper, dass der König nicht mehr zu essen bekommt und die Minna soll ja aufpassen, dass er nicht verhungert.
Papa muss auch verreisen, nach Hinterzarten. Im Hotel Adler hat er viele nette Kolleginnen und Kollegen. Vornehme und berühmte Leute kommen zu ihnen, sogar Könige, zum Beispiel der Schah von Persien, und Papa sorgt mit dafür, dass er nicht verhungert.
Heute spielen wir zum Abschied wieder das Pupsspiel. Ich stehe in meinem Gitterbett, strecke die Zunge heraus und mache ganz laut bllllllllll, und Papa tut so, als hätte ihn ein Schuss getroffen und fasst sich an die Brust, und ich lache und mache noch lauter bllllllllll, und er fasst sich an den Bauch, ich kriege gar kein richtiges bllllllllll mehr hin, so laut muss ich lachen, aber Papa schwankt, noch einmal bllllllllll, und jetzt bricht er zusammen und liegt mit ausgestreckten Armen auf dem Rücken, denn ich habe ihn tot gepupst.
Warum das Kreiskulturhaus von allen Schuppen genannt wird, weiß ich nicht. Es ist ein schöner alter Tanzsaal, ein bisschen heruntergekommen, aber sonst ganz ansprechend. Die Disco stellt sich als Kind
Endlich Osterferien. Ich habe die Vorhänge aufgezogen und die Vögel gefüttert, dann die LP mit Griegs „Peer-Gynt“-Suite aufgelegt und mich in den Armsessel aus Freudenstadt gehauen und die Füße auf de
Über mein Zwischenzeugnis hat Papa sich unheimlich aufgeregt. Leider nicht wegen der Sauklaue von Ressel, der zurzeit unser Klassenlehrer ist und das Zeugnis anscheinend in aller Eile lustlos hingesch